Rede von Franz Wolff, Vorsitzender Kreisverband der Banater Schwaben
Meine
Lieben,
mit
großen Schritten geht es auf Weihnachten zu.
Weihnachten, das schönste Fest des Jahres. Die Christen feiern
die Geburt Jesu,
alle freuen sich auf die Feiertage, Zeit der Ruhe u. Entspannung im
Kreise der
Lieben; es ist aber auch die Zeit in der wir öfters als sonst
an die früheren
Jahre im Banat denken. Da stellen wir fest wie sich doch das Leben
unserer
Landsleute im Vergleich zu dem in der alten Heimat geändert
hat.
Dass
die übereilte Auswanderung und Verlassen der Heimat
unseren Landleuten tiefe seelische Wunden hinterlassen hat, brauch ich
nicht zu
betonen. Es ist auch nicht notwendig zu sagen, dass sich die Banater
Schwaben
in der neuen Heimat eingelebt und durch ihren Fleiß einen
gewissen Wohlstand
erlangt haben. Wir sind gewohnt fest anzupacken. Mir kenne alles
außer
Hochdeitsch! Das ist auch der Grund dafür, dass wir
– egal wo wir heute leben –
nicht gerade zu der armen Schicht zählen. Und trotzdem kenne
ich wenige in
unseren Reihen, die die Heimat erlebten und keine Sehnsucht nach ihr
haben. Es
ist erstaunlich, dass man gut lebt, sich einiges leisten kann und das
einstige
Siedlungsgebiert doch nicht vergessen kann.
Wenn
man genauer hinschaut, ist leicht zu erkennen, was
alles ein Banater Schwabe oder Vertriebener verloren hat. Da gibt es
viel
aufzuzählen! Durch das Rausekeln und Verlust der Heimat haben
wir unsere
vertraute Dorfgemeinschaft verloren, die Familien wurden gnadenlos
zerrissen,
die Sitten und Bräuche - die eine Gemeinschaft zusammenhalten
– können nicht
mehr gepflegt werden, die Friedhöfe, in denen unsere Ahnen die
ewige Ruhe
gefunden haben, liegen weit entfernt von dem Ort, in dem wir heute
leben. Wir
sind zwar durch unser Fleiß, im Gegensatz zur Absicht der
Vertreiber, keine
Bettler geworden, aber wir haben Werte verloren, die einem Menschen
Sicherheit
geben, das Leben in vertrauter Gemeinschaft zu leben und das Schicksal
in
Harmonie gemeinsam zu tragen.
In
der neuen Heimat, in der wir nun leben, leben wir
zusammen mit anderen netten und anständigen Menschen, die sich
genauso bemühen
wie wir, ihrer Familie eine Zukunft zu sichern. Gemeinsam mit ihnen
leiden wir
unter der Gefühllosigkeit der heutigen Gesellschaft. Die
Menschen, vor allem
die älteren, werden immer einsamer, Familien werden zerrissen,
die jüngeren
Generationen meinen, alleine ihr Leben meistern zu können.
Nicht mehr die
Gemeinschaft, die Zukunft der Kinder zählt, sondern das
egoistische,
persönliche Wohlstandsdenken greift um sich. Die junge
Menschen kennen es nicht
anders. Sie werden ihren Fehler wahrscheinlich erst erkenne, wenn sie
selbst
von ihren Kindern allein gelassen und abgeschoben werden.
Bei
dieser Situation ist die Sehnsucht der Menschen nach
der alten Heimat, wo noch Ordnung herrschte und nach den Werten, die
dort
gegolten haben, leicht zu verstehen. Man kann nur hoffen und
wünschen, dass
jene Kräfte, die für die Gestaltung unserer
Gesellschaft zuständig sind,
einsehen, dass nur alle Generationen gemeinsam die Probleme der
Familien – und
damit der ganzen Gesellschaft – lösen
können. Jeder sollte es endlich
begreifen: nicht nur Geld und materieller Reichtum geben den Menschen
Glück und
Zufriedenheit!
Nun
lasst uns miteinander heut am 4. Advent gemeinsam
einige Stunden verbringen und ETWAS aus unserem Erinnerungsschatz
hervorholen
und die Erinnerung an das Banat wach werden lassen. Es sind
musikalische
Beiträge, Weihnachtslieder, Gedichte angesagt, Bilder unserer
Miniausstellung
und für den Gaumen spezifisch banatschwäbischer
selbstgebackener Kuchen. Ich
wünsche uns allen einen guten Verlauf und ein
gemütliches Beisammensein.
Franz
Wolf