Bericht von der Weihnachtsfeier der Banater Schwaben 2013

Rede von Franz Wolff, Vorsitzender Kreisverband der Banater Schwaben

Meine Lieben,

mit großen Schritten geht es auf Weihnachten zu. Weihnachten, das schönste Fest des Jahres. Die Christen feiern die Geburt Jesu, alle freuen sich auf die Feiertage, Zeit der Ruhe u. Entspannung im Kreise der Lieben; es ist aber auch die Zeit in der wir öfters als sonst an die früheren Jahre im Banat denken. Da stellen wir fest wie sich doch das Leben unserer Landsleute im Vergleich zu dem in der alten Heimat geändert hat.

Dass die übereilte Auswanderung und Verlassen der Heimat unseren Landleuten tiefe seelische Wunden hinterlassen hat, brauch ich nicht zu betonen. Es ist auch nicht notwendig zu sagen, dass sich die Banater Schwaben in der neuen Heimat eingelebt und durch ihren Fleiß einen gewissen Wohlstand erlangt haben. Wir sind gewohnt fest anzupacken. Mir kenne alles außer Hochdeitsch! Das ist auch der Grund dafür, dass wir – egal wo wir heute leben – nicht gerade zu der armen Schicht zählen. Und trotzdem kenne ich wenige in unseren Reihen, die die Heimat erlebten und keine Sehnsucht nach ihr haben. Es ist erstaunlich, dass man gut lebt, sich einiges leisten kann und das einstige Siedlungsgebiert doch nicht vergessen kann.

Wenn man genauer hinschaut, ist leicht zu erkennen, was alles ein Banater Schwabe oder Vertriebener verloren hat. Da gibt es viel aufzuzählen! Durch das Rausekeln und Verlust der Heimat haben wir unsere vertraute Dorfgemeinschaft verloren, die Familien wurden gnadenlos zerrissen, die Sitten und Bräuche - die eine Gemeinschaft zusammenhalten – können nicht mehr gepflegt werden, die Friedhöfe, in denen unsere Ahnen die ewige Ruhe gefunden haben, liegen weit entfernt von dem Ort, in dem wir heute leben. Wir sind zwar durch unser Fleiß, im Gegensatz zur Absicht der Vertreiber, keine Bettler geworden, aber wir haben Werte verloren, die einem Menschen Sicherheit geben, das Leben in vertrauter Gemeinschaft zu leben und das Schicksal in Harmonie gemeinsam zu tragen.

In der neuen Heimat, in der wir nun leben, leben wir zusammen mit anderen netten und anständigen Menschen, die sich genauso bemühen wie wir, ihrer Familie eine Zukunft zu sichern. Gemeinsam mit ihnen leiden wir unter der Gefühllosigkeit der heutigen Gesellschaft. Die Menschen, vor allem die älteren, werden immer einsamer, Familien werden zerrissen, die jüngeren Generationen meinen, alleine ihr Leben meistern zu können. Nicht mehr die Gemeinschaft, die Zukunft der Kinder zählt, sondern das egoistische, persönliche Wohlstandsdenken greift um sich. Die junge Menschen kennen es nicht anders. Sie werden ihren Fehler wahrscheinlich erst erkenne, wenn sie selbst von ihren Kindern allein gelassen und abgeschoben werden.

Bei dieser Situation ist die Sehnsucht der Menschen nach der alten Heimat, wo noch Ordnung herrschte und nach den Werten, die dort gegolten haben, leicht zu verstehen. Man kann nur hoffen und wünschen, dass jene Kräfte, die für die Gestaltung unserer Gesellschaft zuständig sind, einsehen, dass nur alle Generationen gemeinsam die Probleme der Familien – und damit der ganzen Gesellschaft – lösen können. Jeder sollte es endlich begreifen: nicht nur Geld und materieller Reichtum geben den Menschen Glück und Zufriedenheit!

Nun lasst uns miteinander heut am 4. Advent gemeinsam einige Stunden verbringen und ETWAS aus unserem Erinnerungsschatz hervorholen und die Erinnerung an das Banat wach werden lassen. Es sind musikalische Beiträge, Weihnachtslieder, Gedichte angesagt, Bilder unserer Miniausstellung und für den Gaumen spezifisch banatschwäbischer selbstgebackener Kuchen. Ich wünsche uns allen einen guten Verlauf und ein gemütliches Beisammensein.

Franz Wolf

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